Die Rolle der Kunst in einer funktionierenden Demokratie – Podiumsdiskussion vom 8.05.2019

 

Am 8. Mai 2019 hatte der Kulturrat NRW die Schriftstellerin Thea Dorn, Julia Beerhold von Demokratie in Bewegung und Gerald Hensel von fearless democracy zu einem Diskussionsabend mit dem Thema “Kultur und Demokratie” in die Fritz Thyssen Stiftung in Köln eingeladen. Die “Stärkung der Demokratie” ist gegenwärtig einer der Arbeitsschwerpunkte des Kulturrats NRW. In seiner Einleitung stellte der Vorsitzende Gerhart Baum die besondere Bedeutung der freien Kunst heraus, da nur durch sie eine Gesellschaft zukunftsfähig bleibe. Gleichzeitig habe die Kunst auch eine Verpflichtung gegenüber der Demokratie, denn “Kunst ist politisch” und “bietet in Zeiten grassierender Unsicherheit einen festen Boden”.

von links nach rechts: Gerald Hensel, Thea Dorn, Gerhart Baum, Julia Beerhold

Thea Dorn betonte in ihrem Vortrag die außerordentliche “Funktion des Widerhakens” der Kunst. Kunst muss verstören dürfen, Kunstrezipienten müssen Widersprüche aushalten können. Die in Berlin lebende Autorin mahnte darüber hinaus, die Kunst dürfe nicht darauf reduziert werden, als “Kampfgefährtin der Emanzipation” zu wirken. Dann sehe sie die Freiheit der Kunst gefährdet.

 

Julia Beerhold berichtete in ihrem Impulsvortrag von ihrer Arbeit für “Demokratie in Bewegung” und regte Kunstschaffende an, sich zu fragen: “Wie können wir uns einbringen?” Sie plädierte dafür, sich in Gruppen zusammenzutun und lieferte Werkzeuge für das Miteinander in demokratischen Strukturen. Dabei legte sie besonderen Wert auf wertschätzende Kommunikation, eine Mann-/Frau-Quotierung, Räume für Stillere, ein positives Menschenbild, und systemisches Konsensieren.

Gerald Hensel erzählte von seinen eigenen Grenzerfahrungen im Internet. Der Werbeprofi wurde 2016 Opfer einer riesigen Hasskampagne und musste feststellen, dass er weder von polizeilicher noch von juristischer Seite Hilfe bekam. Seither gründete er die Vereine fearless democracy und hate aid, die vor allem Menschen unterstützen, die ein ähnliches Schicksal erlitten haben. Hensel nahm Bezug auf die “Streitkultur” im Internet und wies darauf hin, dass ein Streit im Netz nicht unter “gleichen Waffen” abgehalten werde. Im Internet herrsche der “Mobgedanke”: “Es gewinnt einfach der mit den meisten Followern.”

 

Im Anschluss an die Vorträge waren die ca. 100 Gäste im Forum der Thyssen Stiftung aufgerufen, ihre Fragen zu stellen. Die Moderation übernahm Frank Überall. Es entwickelte sich eine kontroverse Diskussion, bei der vor allem ein Dissens in der Frage herrschte, wo die Grenzen der Freiheit der Kunst liegen, wenn Minderheiten sich durch sie bedroht fühlen.

 

Catalina Rojas Hauser, 9.5.2019

 

Alle Fotos: Simone Szymanski

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